Galerie der Arbeitswelt

Der Jugendherbergsleiter

Latte Macchiato statt Hagebuttentee

Jürgen Koopmann arbeitet als Jugendherbergsleiter. Sein Ziel: volle Betten und zufriedene Gäste.

Text: Melanie Öhlenbach - Foto: Jonas Ginter

Jugendherberge Bremen, kurz vor neun Uhr: Im Foyer diskutieren Jugendliche darüber, was sie heute unternehmen. Frauen und Männer im Jackett huschen über die Treppe zu den Seminarräumen. Als Jürgen Koopmann wenige Minuten später das Gebäude betritt, ist alles ruhig: Seine Gäste sind versorgt und unterwegs.

Seit 14 Jahren leitet Koopmann die Einrichtung des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) an der Schlachte. Bis zu 250 Gäste betreut sein Team pro Tag: Schulklassen, Sportund Behindertenverbände auf Ausflügen, Familien, Radwanderer, Singles und Pärchen im Stadturlaub. Dazu kommen Einrichtungen und Unternehmen, die das Haus für Veranstaltungen nutzen. „Als Jugendherberge in der Stadt haben wir ein anderes Klientel als auf dem Land“, sagt er.

Der 63-Jährige muss es wissen: Vor 22 Jahren begann er als ‚Herbergsvater‘ in Oldenburg, bis vor drei Jahren leitete er zudem das Haus in Sandhatten. Dort verfügte er bei Weitem nicht über das Personal, das ihn in Bremen unterstützt. „In einer kleinen Jugendherberge ist man für alles verantwortlich: Notfalls putzt man Zimmer, kümmert sich um das Essen oder repariert auch mal den Siphon.“

Dass Koopmann sich das zutraut, hängt nicht nur mit seinem handwerklichen Geschick zusammen. Seine berufliche Laufbahn bereitete ihn ideal auf seinen jetzigen Job vor: Der gelernte Konditor arbeitete als Schiffskoch und leitete ein eigenes Restaurant. Als ihm der Rücken zu schaffen machte, studierte er Hotel- und Betriebswirtschaft. Dass er sich danach beim DJH-Landesverband Unterweser-Ems bewarb, hatte auch einen persönlichen Hintergrund: „Ich bin neben einer Jugendherberge groß geworden und wusste, worauf ich mich einlasse.“

Doch die Gästehäuser haben sich verändert. Zwar ist ein Herbergsausweis noch immer Voraussetzung für eine Übernachtung und auch Stockbetten gibt es weiterhin. Doch die Zeiten von Gemeinschaftsduschen, abgezählten Brotscheiben und Hagebuttentee in Thermoskannen sind vorbei – zumindest in Bremen. Dort gibt es in jedem Zimmer ein Bad, Bio-Essen als Büfett, Latte Macchiato und seit Kurzem auch einen Mittagstisch für Externe.

Dass solche Ideen aufgehen, die Qualität und die Zahlen letztlich stimmen – dafür ist Koopmann verantwortlich. „Ein Haus funktioniert nur, wenn man gute Mitarbeiter hat“, sagt er. Und die gilt es ebenso zufriedenzustellen wie die Gäste. Fällt jemand aus, springt der Leiter ein. Kein Tag sei wie der andere, sagt er, aber er liebe seinen Job: „Ich habe noch nie etwas gemacht, was mir keinen Spaß gemacht hat.“

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Eine Ausbildung als Herbergsleitung gibt es nicht. Jugendherbergen setzen mindestens eine abgeschlossene Ausbildung im Bereich Hotel, Gastronomie oder Tourismus voraus. Zudem sollte man Kenntnisse in Betriebswirtschaft und Mitarbeiterführung, Flexibilität und Freude am Umgang mit Gästen mitbringen.