Galerie der Arbeitswelt

Die Kuratorin

Die Kunst in Szene setzen

Eva Fischer-Hausdorf arbeitet als Kustodin und Kuratorin an der Kunsthalle Bremen. Sie betreut im Museum die Sammlung des 20. und 21. Jahrhunderts und konzipiert Ausstellungen. Dabei entscheidet sie auch, wie Besucherinnen und Besucher Kunst wahrnehmen.

Text: Melanie Öhlenbach - Foto: Jonas Ginter

Sonnengelb soll er sein – der Raum, in dem das Bild von Vincent van Gogh hängen wird. „Der Farbton bringt das Gemälde ganz besonders zur Geltung: Er lässt es viel lebendiger wirken“, sagt Eva Fischer-Hausdorf und hält eine Papp-Version des berühmten Selbstporträts vor die farbige Fläche. Die 39-Jährige weiß, wovon sie spricht.

Sie ist promovierte Kunsthistorikerin, war vier Jahre lang am Bucerius Kunst Forum in Hamburg tätig und arbeitet seit 2014 als Kustodin an der Kunsthalle Bremen. Ihre Schwerpunkte: die Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Im vergangenen Jahr kuratierte sie die Max-Beckmann-Schau. Nun ist sie für die kommende Ausstellung „Ikonen. Was wir Menschen anbeten“ verantwortlich. Ab 19. Oktober 2019 ist die Schau in der Kunsthalle zu sehen, derzeit sind die Räume Am Wall aber noch leer.

Hinter den Kulissen befindet sich das Projekt jedoch in der heißen Phase. Und Eva Fischer-Hausdorf mittendrin: Sie koordiniert und organisiert, schreibt Texte für den Ausstellungskatalog, bespricht Themen mit der Marketing- und Presseabteilung. Die Ausstellung selbst beschäftigt sie freilich schon viel länger. Die Arbeit an der gemeinsam mit Kunsthallendirektor Christoph Grunenberg entwickelten Ausstellung begann vor etwa drei Jahren. Aus der bloßen Idee wurde ein Konzept entwickelt, das Budget geplant, Zeitpläne gemacht und schließlich begonnen, nach passenden Kunstwerken zu suchen. „Das Aufspüren von Werken ist manchmal richtige Detektivarbeit – vor allem, wenn die Besitzer privater Sammlungen anonym bleiben wollen“, sagt die 39-Jährige.

Doch nicht nur Fachwissen, Organisationstalent und detektivisches Gespür, sondern auch Feingefühl im Umgang mit Menschen ist in ihrem Beruf gefragt. Schließlich arbeitet sie mit vielen unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen im Haus zusammen, die beispielsweise Verträge aufsetzen, Transporte organisieren, Räume herrichten, Exponate platzieren oder schließlich die Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung führen.

Als Kuratorin wählt Eva Fischer-Hausdorf aber nicht nur aus, welche Werke in einer Schau gezeigt werden. Sie entscheidet auch über das Wie. In einem Modell legt sie die Reihenfolge und Positionen für die Exponate fest, vor Ort bestimmt sie Licht, Wandfarbe, Sitzgelegenheiten und Begleittexte – und beeinflusst so auch, wie die Betrachterinnen und Betrachter ein Werk wahrnehmen. „Man kann Kunst nicht nicht inszenieren“, sagt die Kustodin. „Sobald man ein Bild aufhängt, hat man schon eine Entscheidung getroffen, wie es gesehen werden soll.“

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Je nach Fachrichtung haben Kuratorinnen und Kuratoren Kunstgeschichte, Museologie oder Kulturanthropologie studiert oder spezielle Kuratoren-Studiengänge absolviert. Eine Promotion ist nicht zwingend, wird aber oft vorausgesetzt. Die praktische Ausbildung erfolgt über ein ein- bis zweijähriges Volontariat im Museum.